Der Holzofen knistert, das Feuer lodert, es riecht nach frischem Kaffee. Gleich bringt Andrea eine frisch gebackene Marillenschnitte – willkommen im Almdorf Seinerzeit. Tradition wird groß geschrieben in den 27 Kärntner Bauernhäusern an den Hängen des Biosphärenparks Nockberge, 1400 Meter über dem Meeresspiegel.

Almdorf Winter 4Die mit Schafwolle isolierten Hütten verbinden Urgemütlichkeit mit Fünfsterne-Niveau, Almurlaub und Luxus gehen hier Hand in Hand. Beim Betrachten der Chalets fühlt man sich unmittelbar zurückversetzt in die gute alte Zeit, als die Bauern noch mit Ochsen ihre Felder beackerten. Beinahe könnte man glauben, dass es früher so ausgesehen hat in den Kärntner Bergdörfern – seinerzeit eben. Eingerichtet sind sie wie zu Omas Zeiten: mit schmiedeeisernen Töpfen und Pfannen, kunstvollem alten Geschirr und hinreißenden Holzmöbeln.

Almdorf Winter 2Das „Seinerzeit“ ist die Idee des einstigen Baumarkt-Tycoons Karl Steiner, der das Almdorf im Dezember 1995 eröffnete. Sieben Wochen hatte sich der Mann, der früher einmal Pastor werden wollte, in eine einsame Berghütte zurückgezogen. Dann stand das damals beispiellose Konzept, das anfangs häufig belächelt wurde, um später mit dem österreichischen Staatspreis für Tourismus als einer von mehreren Auszeichnungen dekoriert zu werden. Steiner hat ein ganzes Buch über sein Konzept geschrieben und im Selbstverlag herausgegeben. Sein Titel lautet ebenso selbstbewusst wie apodiktisch: „Es werde – aus der Kraft des Geistes.”

PlumpskloVor den durch steile Treppen, geschwungene Wege, Blumenbeete und Teiche verbundenen Hütten stapelt sich frisch geschlagenes Holz bis unter die kleinen Fenster, eine Axt steckt pittoresk auf dem Holzblock. Auch die Holzbadewanne versprüht den Hauch von anno dazumal. Die Annehmlichkeiten der Neuzeit erschließen sich erst auf den zweiten Blick: Das Plumpsklo etwa ist tatsächlich eine moderne Toilette mit holzverkleidetem Spülkasten. Die ebenfalls hölzerne Brille mit kreisrundem Loch in der Mitte ist beheizt, während der Fernseher erst sichtbar wird, nachdem man via Seilzug eine Holzklappe geöffnet hat und die Glühbirnen per Bakelit-Drehschalter erstrahlen.

FrühstückVersagt eine der neuzeitlichen Segnungen ihren Dienst, ist nach wenigen Augenblicken Oskar zur Stelle, immer hilfsbereit und zu einem Späßchen aufgelegt. Überhaupt entspricht der Service im Almdorf ganz dem heutigen Standard der Luxushotellerie: Eine gute „Seinerzeit“-Seele stiehlt sich frühmorgens in die Hütte, heizt den Ofen an und dekoriert den Tisch mit dem opulenten Frühstück. Später räumt sie ab und verlässt die Hütte so, als wäre nichts gewesen. Wer mag, kann selbst kochen. Und wer nicht mag, lässt sich sein Essen in der Hütte auftischen oder geht ins Gasthaus Fellacher, dessen Name von einer alten Einkehrstation stammt, die es vor vielen Jahrzehnten an dieser Stelle gab.

Küchenchef RichardDort kocht Küchenchef Richard Maier auf hohem Niveau – mit Produkten, die fast ausschließlich aus der Region stammen. Das Fleisch kommt aus dem nahe gelegenen Patergassen, die Fische aus Afritz am See und die Milchprodukte aus Feldkirchen. Eine Spezialität des Hauses und sehr zu empfehlen ist der Krustenbraten, der einige Stunden in einem alten Oma-Ofen gart. 14 Punkte ist den Restauranttestern vom Gault Millau die traditionelle österreichische Küche von Richard Maier wert.

UliZu den Gerichten werden fast ausschließlich österreichische Weine serviert. Bier-Fans kommen dank der umfangreichen Bierkarte mit Bierbegleitung zum Essen und ausgesuchten Gerstensäften aus Boutique-Brauereien auf ihre Kosten. Ulrike („ich bin die Uli“) bedient auf ebenso charmante wie gewissenhafte Weise. Allein wegen ihr lohnt der Gang ins Fellacher.

HolzknechthütteIntim-romantisch geht es in der Holzknechthütte zu, dem nach eigenen Angaben kleinsten Restaurant der Welt. Gastgeberin Andrea bereitet hier für maximal vier Personen ein Kärntner-Menü über offenem Feuer zu.

Neben einem in geschmortem Kürbisgemüse gebetteten Forellenfilet und einem rosa gebratenem Rinderfilet gehören dazu auch Klassiker wie die kleine Kärntner Brettljause oder – ganz unbescheiden aber nicht aus der Luft gegriffen – „Andrea’s weltbester Palatschinken.“

 

Turrach WinterSkifahrer können an den 55 höchstens zehn Kilometer entfernten Liften, die zu den Skigebieten Turracher Höhe, Bad Kleinkirchheim und dem Falkert gehören, ihrer Leidenschaft frönen. Auch Tiefschnee-Fans kommen dort auf ihre Kosten. Wer es nicht ganz so rasant mag, tummelt sich auf Langlauf-Loipen, wandert mit Schneeschuhen oder rodelt – bei Nacht unter Flutlicht. Hoch im Kurs bei Groß und Klein steht der Nocky-Flitzer auf der Turracher Höhe. Eine Panoramabahn führt hinauf zur 1600 Meter langen Alpen-Achterbahn auf 2000 Meter Seehöhe, die im Winter wie im Sommer rasantes Rodelvergnügen garantiert. Im Sommer locken neben dem Ossiacher See und Millstätter See nicht zuletzt das Maltatal mit seinen Wasserfällen und dem “Skywalk” auf Österreichs höchster Staumauer.

Alm SpaNach körperlich Ertüchtigungen gleich welcher Couleur bietet das Alm-Spa die wohlverdiente Entspannung – ganz nach dem Seinerzeit-Motto: „Das hab ich mir verdient!“ Ob Kräuter- und Heubäder in natürlichen Holzbadewannen, Kräuterstempel-, Alm-Stein-, klassische und Aromaölmassagen, Fußreflexzonenmassagen, Lymphdrainagen oder das Verwöhnprogramm für die Kleinen: Getreu der Philosophie des „Seinerzeit“ basieren alle Behandlungen auf bewährten Heilmethoden sowie dem Bauernkalender und – wie das Signature Treatment – den Mondphasen.

KleeangerleDas Almdorf Seinerzeit ist eine gelungene Symbiose aus Luxus und Landlust, ein romantischer Rückzugsort nicht nur für Eskapisten. Es sind die fast ausschließlich aus der Umgebung stammenden Mitarbeiter, die mit liebevoller Fürsorge einem jeden Gast die Wünsche von den Augen ablesen und für eine zutiefst wohlige und geborgene Atmosphäre im gesamten Dorf sorgen. Die exklusive Zeitreise in dem bewohnbaren Freilichtmuseum hat indes ihren Preis: Eine Übernachtung mit Frühstück in der 75 Quadratmeter großen Almhütte Alpetta kostet ab 440 Euro in der Nebensaison.

Mit dem neuem Dorfteil „Kleeangerle“ hat das “Seinerzeit” Anfang Dezember ein Schwesterdorf mit 24 weiteren Hütten und Chalets gleich nebenan bekommen. Mindestens ein weiteres Dorf ist geplant. Bleibt nur zu hoffen, dass die einzigartige Aura, die das Almdorf zur zweiten Heimat macht, erhalten bleibt.

Fotos: Almdorf Seinerzeit, Christian Euler

Almdorf Seinerzeit Touristik AG, Fellacheralm, A-9564 Patergassen

www.almdorf.com/de