Es liegt in Berlin Mitte, trägt aber den Namen der italienischen Hauptstadt. Das Rocco Forte Hotel de Rome zählt zu den exklusivsten Herbergen der Spreemetropole.

Um ein freundliches Wort ist Amir nie verlegen. Der charmante Marrokaner ist Portier im Hotel de Rome und hilft, wo er kann – auch wenn es darum geht, einem jugendlichen Neuankömmling einen Platz am Klavier zu verschaffen. En passant führt er dessen Eltern ins Untergeschoß. Dort, wo einst der Tresor der Dresdner Bank war, ist nämlich nicht nur das Spa untergebracht. Gäste mit dem Hang zum Außergewöhnlichen können hier auch im kleinsten Kreis speisen‚ unmittelbar neben den Schließfächern.

Hotelbesitzer Sir Rocco Forte hat das ehemalige Stammhaus der Dresdner Bank, das nach dem Zweiten Weltkrieg die Zentralbank der DDR beherbergte‚ 2005 gekauft. Im Oktober 2006 eröffnete er es als Hotel de Rome. Schräg gegenüber der Humboldt-Universität und neben der Staatsoper am geschichtsträchtigen Boulevard Unter den Linden liegt es in Bestlage am Bebelplatz. Zum Brandenburger Tor sind es nur wenige Minuten zu Fuß, der Gendarmenmarkt liegt um die Ecke.

Übergroße Lampen und Sitzmöbel sowie die Rezeptionstheke in der ehemaligen Schalterhalle machen das Hotel zur Stil-Ikone. Die Suiten im ersten Stock sind in der ehemaligen Vorstandsetage untergebracht – hinter schalldichten Doppeltüren. In der Holzvertäfelung stecken noch Granatsplitter aus dem Krieg. In anderen Zimmern wurden ehemalige Telefonkabinen in einen Schrank und ein Badezimmer umgewandelt.

Die unbeschwerte Freundlichkeit‚ die Amir verkörpert‚ spiegelt sich im gesamten Haus wider – bis hin zur liebenswürdigen Zimmerdame‚ die sich gleich mit ihrem Vornamen vorstellt‚ als sie ihre allzeit verfügbare Hilfe anbietet.

Unprätentiös und professionell geht es auch im Restaurant “La Banca“ zu‚ das mit dem „Morgenpost“-Menü zu einer kulinarischen Italienreise einlädt‚ die in Kooperation mit der gleichnamigen Berliner Tageszeitung entstanden ist. Der stellvertretende Restaurantleiter Nico Böttcher ist mitverantwortlich für die Weinkarte mit ihren 158 Positionen. Die gastfreundlich gepreisten Rebsäfte stammen ausschließlich aus Deutschland, Italien und Frankreich. Böttcher ist studierter Hotelmanager und erst 23 Jahre jung‚ strahlt aber bei aller jugendlichen Frische die Selbstsicherheit eines bewährten Profis aus.

Sein Mitarbeiter Renzo scheint die Sonne aus seiner Heimat in den Abruzzen in sich aufgesogen zu haben wie ein Akku‚ der niemals seine Energie verliert. Sein Strahlen steckt an und macht das Dinner zum Rundum-Genuss. Nicht einmal ein Jahr ist er in der Hauptstadt und fühlt sich sichtlich wohl. „Berlin hat mich adoptiert“, bringt er es mit einem Lächeln auf den Punkt. Sein Beruf ist seine Berufung, sagt er.  Man nimmt es ihm augenblicklich ab.

Die Marschroute in der Küche gibt Jörg Behrend seit acht Jahren vor, 2006 wurde er als “Aufsteiger des Jahres” bei den Berliner Meisterköchen ausgezeichnet. Mediterrane Leichtigkeit lautet seine Maxime. So kommt die Vorspeise in Form einer mit Ricotta gefüllten frittierten Zucchini-Blüte, einem Glas eisgekühlter Melonensuppe sowie einer roten Garnele aufs Porzellan. “Die Melonen stammen aus Sizilien”, betont Chefkoch Behrend, „von einem Markt südlich von Rom, wo sie noch einmal Sonne getankt haben.” Der 2016er Riesling aus dem Rheingauer Weingut Leitz steuert die gut dazu passende Frische mit Zitronenaromen bei.

Die italienische Brotauswahl ist hausgemacht: hauchdünn-knackiges sardisches Hirtenbrot, Grissinis, Focaccia und Ciabatta. Nur das kräftige schwarzkrustige Ochsenbrot bäckt Jochen Gaues in Hannover. Der weite Weg lohnt sich, sein Brot schmeckt vortrefflich. Kein Wunder, dass es auch im Buckingham Palace und beim mit Michelin-Sternen überhäuften französischen Koch-Granden Pierre Garnier gereicht wird. Das intensiv-fruchtige Olivenöl wiederum stammt aus den Gärten des zur Rocco Forte-Gruppe gehörenden Verdura Hotels in Sizilien. Allzu gern würde man es auch Zuhause verwenden‚ doch leider bleibt es den Gästen der mittlerweile elf Rocco Forte Hotels vorbehalten.

Spaghetti Colatura di alici – Nudeln mit einer besonderen Fisch-Würzsoße, die einst die Römer erfunden haben – bilden den nächsten Gang. Die Pasta ist hervorragend in Textur und Geschmack‚ manch italienischer Nudel-Nerd dürfte hier neidisch werden. Der Grüne Veltliner vom Stift Göttweig aus Österreich ergänzt mit seiner Mineralik und seinen Zitrusaromen den Fisch und hält die Salzaromen im Raum.

Tadellos ist auch die confierte Brust und die gebratene Keule von der Maispoularde, die von Pfifferlingen, Karottenpüree und einer in Muscovado-Zucker karamellisierten Möhre begleitet werden. Der Wein, ein 2015 Vermentino di Gallura DOCG Superiore von Sella & Mosca, erweitert die starken Aromen um eine Bittermandel-Note.

Eine Büffel-Joghurt-Mousse mit Ochsenbrot-Eis, Fichtensprossen und Preiselbeere bildet den süßen Abschluss der Schlemmerei. Süße Aromen treffen auf säuerliche, während die Mousse leichte Zitrusnoten birgt, bringen Kakaobohnensplitter Bitterstoffe ins Spiel. Die Süße der Preiselbeeren und die salzig-hefigen Noten des Brotes runden das Aromenspektrum ab.

Das „Morgenpost-Menü“ mit seinen fünf Gängen samt Weinbegleitung ist mit nur 69 Euro ein kulinarisches Schnäppchen, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Gleiches gilt für das „Mezzogiorno“ genannte Mittagsmenü im Restaurant La Banca: Drei Gänge, darunter ein glänzendes Doradenfilet mit Kartoffel-Basilikumpüree und ein Cous-Cous-Wildkräuter-Salat mit Wachtel, dazu Kaffee und Mineralwasser, sind mit 26 Euro im Luxussegment konkurrenzlos günstig.

Fotos: Christian Euler, Rocco Forte Hotel de Rome