Rein äußerlich ist das Vitalpina Hotel Pfösl im Südtiroler Eggental kaum wiederzuerkennen. Anfang Juni wurde es nach einem kompletten Umbau wiedereröffnet.

Die eigenwilligen Holzkonstruktion gefällt zwar nicht jedem. Doch derlei Äußerlichkeiten spielen nur eine Nebenrolle, denn geblieben sind innere Werte, allen vorn die Herzlichkeit der Mitarbeiter unter der Leitung der Schwestern Brigitte und Eva Zelger samt Kindern sowie Evas Mann Daniel Mahlknecht. Geblieben ist auch die privilegierte Lage auf 1375 Metern Meereshöhe inmitten von 35 Hektar Wiesen und Wäldern, mit den Bergmassiven Latemar und Rosengarten als grandiose Hintergrundkulisse.

2007 übernahmen die Zelgers das Haus von ihren Eltern und verwandelten es seither in ein modernes Vier-Sterne-Superior-Hotel auf der Höhe der Zeit. Es hat sich viel getan während der 88 Tage dauernden Umbauzeit. In der Rezeption dominiert nun reduziertes Alpin-Design mit viel Zirbenholz und schwarzen Elementen. 18 neue‚ ebenfalls mit dem wohlriechenden Holz der Zirbe ausgestatte Natursuiten in einem verlängerten Anbau ergänzen die bereits in den vergangenen Jahren modernisierten 44 Zimmer und Suiten‚ die dank der neuen Fassade nun alle über einen großen Balkon verfügen. Neu sind auch drei exklusive Chalets auf Betonstützen am Waldrand – mit Badewanne auf dem Balkon und gleichfalls in streitbarem Design.

Besonders beliebt bei den Gästen ist der 2.000 Quadratmeter große Wellnessbereich mit seinem neuen, 20 Meter langen Panorama-Solepool und acht verschiedenen Schwitzkammern, darunter eine Almkräuter-‚ Heumeditations- und Latschensauna. Ein Barfußparcours, Pfösl’s Kräuterhecke zum Naschen, ein Quellwasserpfad und der Naturteich zum Kneippen runden das Wohlfühl-Angebot ab. Herrlich auch das Heubett zum Entspannen.

Wer seine überschüssigen Pfunde loswerden möchte‚ findet auch außerhalb des Hotels viele Möglichkeiten. Allein in der näheren Umgebung locken 530 Kilometer markierte Wege unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Zudem ist das Pfösl Mitglied der Kooperation Bike Hotels Südtirol. Einmal pro Woche bieten die Zelger-Schwestern als Wander- und Bergführerinnen persönlich geführte Mountainbike-Touren an.

Nur wenige Kilometer entfernt liegt die Hofkäserei Becherhof von Irene und Werner Stocker. In liebevoller Handarbeit verarbeiten die Beiden die Milch ihrer acht Kühe, die weder Milch erhitzt noch gepumpt wird. Das traditionelle Handschöpfverfahren garantiert die gleichbleibend hohe Qualität der unterschiedlichen Sorten wie Bergkäse, Pfefferkäse oder pikantem Peperoncini. Die Rindenbildung erfolgt gleichfalls manuell. Im kleinen Hofladen verkaufen die Stockers neben ihrem Käse verschiedene handabgefüllte Joghurtvariationen und Speck – ein Geheimtipp für Genießer.

Zurück im Hotel Pfösl laben sich die Gäste an der Dreiviertel-Pension, die neben dem Frühstücksbuffet mit selbstgebackenem Brot auch leichte Nachmittagsgerichte und ein mehrgängiges Menü am Abend umfasst. Küchenchef Markus Thurner setzt kompromisslos auf Regionalität. In seiner alpenländisch geprägten Küche setzt er gern frische Kräuter ein. Seit sieben Jahren ist der 40 Jahre alte Saarentaler schon im Pfösl und fühlt sich sichtlich wohl. „Ich bin sehr zielstrebig und gebe ungern auf‚ ich will an die Grenzen gehen“, sprüht Thurner vor Energie – und man nimmt es ihm sofort ab.

Besonders stolz ist er auf sein sechsköpfiges Team: „Die geben alles für mich.“ Dazu beitragen dürfte, dass Thurner keine Hierarchie kennt. So übernimmt er schon mal Aufgaben, für die sonst eher Lehrlinge zuständig sind. Ist der Küchenchef einmal schlecht gelaunt – was selten vorkommt – motiviert ihn seine Crew. Beim Besuch in der Küche ist die Harmonie förmlich zu greifen. Hier ist der Teamgedanke keine leere Worthülse, sondern wird authentisch gelebt. Es gibt auch etwas, was Markus Thurner gar nicht mag. „Ich hasse nichts mehr als einen routinierten Kreislauf in der Küche.“ Bedeutet: Keines seiner Gerichte wiederholt sich, alles was auf den Teller kommt, hat es so noch nie im Hotel Pfösl gegeben.

Thurner ist ein wahres Füllhorn an Kreativität, überall macht er sich Notizen und schreibt seine Menüs meist nach der Arbeit, teils spät in der Nacht. Heraus kommen erstklassige Gaumenschmeichler wie Kartoffel-Nudel-Frischkäsetaschen mit geschmolzenen Strauchtomaten, Olivenkraut, Kapernbeeren, wilden Brennnesselsamen und Portweinlack oder Kohlrabi-Nudeln mit Champignons in Kräutersud mit Sauce Tamari, gelben Tomaten, Radieschen, Paranüssen und Wachtelei.

Wer Fleisch oder Fisch präferiert, darf sich zum Beispiel mit einem Medaillon vom Seeteufel auf frischem Blattspinat mit braisierten Datteltomaten, Dillkartoffeln und Zitronengrasschaum beglückt fühlen. Markus Thurner ist nicht nur grenzenlos kreativ, er setzt seine Ideen obendrein handwerklich hervorragend um. Die passenden Weine zur feinen Schlemmerei sind fair gepreist. Ein Flasche Lagrein Rosé vom Südtiroler Vorzeigeweingut Alois Lageder etwa kostet nur 29 Euro.

Fotos: Hotel Pfösl (Florian Andergassen), Christian Euler